Was das ist? Ein halbe Improvisation. Oder besser: das Resultat mehrerer kurzer improvisatorischer Sessions. Aufgenommen und improvisatorisch mit Effekten versehen. Derzeit beschäftigt mich das Thema Improvisation sehr, handwerklich als auch gedanklich. Leider komme ich aufgrund gesundheitlicher und wohnräumlicher Probleme nicht zum Impren (meine coole Abkürzung, was haltet ihr davon?), aber in meinem Kopf klauben sich Sehnsüchte zusammen nach Klängen und Getappe und Getippe und Chaos, das sich zu etwas Schönem zusammensetzt. Vielleicht kappt es bald mal wieder. Bis dahin:
In diesem wunderbaren kleinen Büchlein argumentieren die Autoren für ein neues Verständnis von Improvisation – weg von der Vorstellung, dass diese nur etwas Zusammengeschustertes sei, das (im Gegensatz zum Geplanten) minderwertige Ergebnis eines spontanen Aktes, hin zu der Erkenntnis, dass Improvisation ein wesentliches Merkmal von Entwicklung darstellt, uns alltäglich begegnet und selbst etwas ist, für das man Kompetenzen benötigt.

Hierbei argumentieren die Autoren unter anderem auch für ein neues Verständnis von Gewohnheiten: diese seien keine starren, festen Abläufe, die der Mensch zur Stabilisierung brauche, sondern „dynamische Routinen“, in denen bereits die Fähigkeiten zur Improvisation eingefasst sind. „In Gewohnheiten ist die Aufmerksamkeit für Abweichungen selbst zur Gewohnheit geworden. Wir sind in gewöhnlichen Situationen auf herausfordernde Momente eingestellt, sind also durch Gewohnheiten davon entlastet, Herausforderungen immer als solche erkennen zu müssen, um mit ihnen umgehen zu können.“ (S. 69-70) Wären Gewohnheiten tatsächlich starr, wir sähen viele erstarrte Menschen in unserem Alltag. Stattdessen seien mit ihnen Aufmerksamkeits- und Reaktionsfähigkeiten verbunden: Aufmerksamkeit, um Abweichungen/Irritation/Gelegenheiten zu erfassen und Reaktionsfähigkeit, um sinnvolle Handlungen entgegnen zu können.
Das Spannende: diese Fähigkeiten lassen sich trainieren, ans Improvisieren kann man sich gewöhnen. Ich könnte mir vorstellen so: Dadurch, dass man mehr Handlungsschritte einer Tätigkeit ohne größere bewusste Anstrengung durchführen kann, stehen mehr (Bewusstseins-)Ressourcen für Wahrnehmung und Reaktion zur Verfügung. Um Improvisieren zu können, sind also durchaus Voraussetzungen notwendig oder wie die Autoren es formulieren: „Improvisieren basiert immer auf vielfältigen Vorbereitungen. Das gilt für den Alltag genauso wie für Improvisationen in den Künsten. Jeweils muss man Gewohnheiten und Fähigkeiten erworben haben, um improvisieren zu können.“ (S. 71)
In diesem Sinne: viel Spaß beim Improvisieren!
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