Die Ratiopharm-Zwillinge sind keine Zwillinge. Abgesehen davon, dass Zwillinge für eine knauschige Gleichzeitigkeit, für Widersprüche und unangenehme Existenzgefühle stehen – denn: der Zwilling ist irgendwie gleich, aber doch anders, er ist alleine und doch verdoppelt, er muss sich seine Identität und seine neuronalen und seelischen Kapazitäten teilen (sagt der Volksmund), er wird nicht auf Partys eingeladen ohne den anderen, Winklevoss-Zwillinge(!), gespaltene Realitäten, Paralleluniversen und Sternzeichengedöns, dafür steht der Zwilling. Abgesehen davon handelt es sich bei den Ratiopharm-Zwillingen nicht um Zwillinge, sondern Abstrakta. Es sind ja bloß Ideen. Dies sieht man nicht zuletzt daran, dass diese sich in ihrer Erscheinung über die Jahre änderten, zunächst zwei ältere blonde Damen, dann zwei haiköpfige Schildkröten, bis schließlich nur noch schwungvolle Linien und aufgequollene Kreise übrig blieben – wenn ich mich richtig erinnere. Die Idee des Zwillings…ja, was bedeutet diese eigentlich in Bezug auf Ratiopharm? Es gibt eine Website, die versucht diese Frage zu beantworten. Demnach sollen die Zwillinge die Gleichwertigkeit von Originialmedikament und Generikum (Nachahmepräparat) symbolisieren. Ja, da brat mir einer nen Zwilling! Da ist sie wieder, die versponnene Idee von der Gleichheit und Unterschiedlichkeit zweier vom Anblick her identischen Entitäten. Der arme Zwilling, muss so viel aushalten: subtile Diskriminierung, Werbeausbeutung, Shining, Mark Zuckerberg und dann auch noch diesen Text. Jetzt ist er aber vorbei.
Ratiopharm-Twins
