How to Forgive

Eine Reflexion über das Vergeben. Ein echtes. Ein schmerzhaftes. Ein Vergeben, das man nicht so dahinsagen kann, das nicht wegwischend ist, nicht betäubend und verhüllend. Ein Vergeben, das notwendig ist, wenn man auf tieferen Ebenen auf Ruinen stößt.

  • How to forgive properly
  • Schwamm drüber. Hauptsache Schwamm drüber. Sponschiges Gewabbel, Gerinne. Alles aufsaugen. Das ganze Versagen. Das Misshandeln. Schwamm drüber. Die rechten Parolen, der Backlash, die Abwertung, die Kleinmachung, die Feindschaft, die aufgezwungene. Alles mal hinter sich lassen, was war. Denn vielleicht, wenn es im Rückspiegel schmilzt, war es gar nicht da gewesen. Schau, wie die Sonne sich in uns bricht. Die Welt als Wille und Verdrängung. Einfach mal gut sein lassen. Die glühenden Stricknadeln in der Brust und im Hals, das Gefühl zu ersticken. Die Dellen an den Innenwänden, im Stirnkabinett. Die abschätzigen Sätze, wie Meuchelmörder im Blabla, in den kühlen Schatten der Gemeinplätze lauernd, die mit vergifteten Klingen ins zu spät gekommene Bewusstsein stoßen. Alles mal hinter sich lassen, einfach mal Vollgas, vollgeil, voller sinnlosem Saft und verschäumter Peniskanonen daran vorbeirauschen, bis die Rinnsale aus den Mundwinkeln tropfen.
  • So vergibt man nicht. So wird einem nicht vergeben. So empfängt man keine Vergebung. Man stellt sich in die Scheiße und da bleibt man. In der unendlich dampfenden, labbrigen Scheiße. Man steht, versinkt allmählich, bis das Kinn eintaucht und die Schmeißfliegen Eier in die Augenhöhlen ablegen. In der Scheiße stehen, aushalten, in der Scheiße wie ein Baumstamm, man stellt sich, bis man nicht mehr kann und dann stellt man sich gemeinsam. In die die brodelnde, unendliche Scheiße, den Dung des Damals, bis unter die Ohrläppchen. Und man erkennt - im schweißvollen letzten Blick -, dass man Dinge niemals können wird: niemals nicht-verletzend sein; niemals nicht-fehlbar sein; niemals so sein, wie man sich wünscht. Im letzten, blasswässrigen Blick, wenn die Lunge sich noch einmal aufbläht, erkennen wir uns. In unserer gemeinsamen Menschlichkeit. Und dann. Dann können wir uns endlich vergeben.

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