Songempfehlung: Die Trauernde – Johannes Brahms

Jetzt ist der Januar schon fast rum und ich bin vertraglich doch verpflichtet (Selbstvertrag), euch monatlich einen Musiktipp zukommen zu lassen – sowas aber auch! Nun bin ich musikalisch gerade etwas ausgetrocknet und hörunwillig und begeisterungsunfähig (solche seltsamen Phasen habe ich manchmal, als müsste sich mein Musik-Resonanz-Zentrum erholen), doch dann sah ich die neue Tragikomödie The Banshees of Inisherin, die ich jetzt mal gar nicht so gelungen fand (mehr Tragi als Komödie und insgesamt ein eher zähes Filmerlebnis), aber ein Lied, das ich nicht kannte und das in einer emotionalen Szene das Gesehene untermalte, ging mir sehr deutlich unter die Haut: Die Trauernde von Johannes Brahms. Eine wunderschöne kurze Mollsequenz, die trotz (oder gerade wegen) des klassischen Gesangs und der sehr reduzierten Klavierbegleitung (jeder Akkord vermittelt Schwere und Trauer) ein paar wunde Punkte im leiderprobten Menschenbewusstsein trifft oder doch vielleicht eher streichelt, sehr sanft. 

Der Text in schwäbischer Mundart spielt ebenfalls eine wunderbare Rolle: Er ist so simpel, so einfach, klingt teilweise lustig (da Mundart), löst aber doch tiefe Empfindungen (man kennt dieses Gefühl der seltsam klaren Hoffnungslosigkeit) und Assoziationen (bei mir ließ bspw. die Kirchweih sozialisationsbedingt etwas kichern) aus, trotz seiner Direktheit und – etwas abwertend – vielleicht Plumpheit, was ich sehr spannend finde. Am besten lest ihr beim Hören mit:
Mei Mueter mag mi net,
Und kein Schatz han i net,
Ei warum sterb‘ i net,
Was tu i do?
Gestern isch Kirchweih g’wä,
Mi hot mer g’wis net g’seh,
Denn mir isch’s gar so weh,
I tanz ja net.
Laßt die drei Rose stehn,
Die an dem Kreuzle blühn:
Hent ihr das Mädle kennt,
Die drunter liegt?

Ein wunderbares Lied (weitere Infos findet ihr hier). Zwar ein kleiner „Downer“ passt aber auch irgendwie zum grauen und düsteren Januar. Dementsprechend wünsche ich euch damit viel melancholisches Vergnügen. Bis zum nächsten Mal. 

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