#Showyourworkprocess II: Gedicht über Kindertage

Nun ist wieder etwas Zeit den Bach runtergegangen (obwohl das klingt zu negativ, vielleicht eher: fruchtlos verstrichen. Ja. Besser) und das Abgabedatum nähert sich nicht nur, ich habe es verpasst – shit! Das ist sehr schade, da dieses Gedicht nun, das annähernd fertig ist, aber auch irgendwie nicht, damit relativ ungelesen und unfertig bleiben wird. Aber vielleicht interessiert euch ja, wie die derzeitige Form aussieht, ich reflektiere diese auch nochmal fix, aber dann belasse ich das Gedicht, so wie es ist: ein unfertiges, verpasstes Wortkonstruktion – gefällt mir irgendwie:

Platsch das Beckenwasser
Peng die silbernen Pistolen
Erinnerung – ein Aderlasser
aufheulende Plastiktraktoren
in den Gräben fressen die Raben
jeden 2. Knaben
während die Mädchen die Helikopterrotoren am Kirschbaum hochfahren

Gänseblümchen die schönsten Farben
schlagen mit geflügelten Klingen
Tagpfauenaugen und fleischige Narben
den Ausländerjungen niederringen
in den Gräben fressen die Knaben
jeden 2. Kandidaten
während die Mädchen die blutigen Knie besingen

„Kralliawell“ ein Rufer in der Wiese
„Schlanörzel“ mehrsilbige Libellen
Wenn Worte noch keine Tonnen wiegen
können beißende Hunde auch bellen
in den Glotzen fressen die Bestien
zur Not auch die Hostien
Während die Lämmer den Platz an der Schlachtbank bestellen

Verwandelnde Roboter
Schlachtfelder aus Schotter
Die Unschuldsvermutung erweist
sich als arm an Geist

So schließt am Ende die
Erinnerung verspießt:
Besser war alles früher
Schlechter ist alles später
das einzige Gesetz, das es gibt
erkennen sollte es jeder

Meine Reflexionen dazu:

  1. Zu den Geschlechterrollen aus Teil I fällt mir keine Auflösung ein, aber ist ja auch nicht mehr nötig, juhu.
  2. Mir gefällt der Reim mit den Bestien, die Hostien fressen – dies ist ein sehr überspitzter Verweis auf den Sonntagsgottesdienst im Fernsehen und allgemein die religiöse Heuchelei einer Zeit, die noch deutlich konservativer war. Die Bestien in diesem Falle sind diejenigen „Bösen“, die sich in religiösen Gemeinschaften verstecken und durch ihre Zugehörigkeit keine Konsequenzen fürchten müssen. Mitverwiesen sei auf die oberflächliche Ethik des bürgerlichen Katholizismus und dem daraus folgenden Habitus: sich moralisch überlegen zu fühlen, aber die eigenen negativen Handlungen nicht erkennen zu können/wollen.
  3. Verwandelnde Roboter sind wahrscheinlich eine relativ eindeutige Referenz, während die Schlachtfelder aus Schotter eine persönliche Relevanz besitzen. Ich erinnere mich noch heute, wie ich stundenlang aus dem Badefenster auf den Innenhof blickte und dort – angeregt durch zu viel TV natürlich – fantastische Schlachten zwischen Robotern sehen konnte oder einfach nur das Verkehrsgeschehen einer Großstadt. Diesen Blick der Fantasie vermisse ich gelegentlich.
  4. Der letzte Vers: er ist nicht rund. „Erkennen sollte es jeder“ ist zu sehr „in-your-face“ – das Kritische wird zu offensichtlich und dadurch vermeintlich. Den „Later-Reim“ musste ich allerdings entfernen, er knirschte zu sehr. Mir gefallen die Verkehrungen „Besser ist alles früher“ und „Schlechter ist alles später“, sie bleiben meine persönlichen Perlen des Schlusses.
  5. Nun könnte ich noch Zeit und Energie in dieses Gedicht versenken, aber ich fühle eher, dass ich weiterziehen sollte. Ich habe nichts gegen Textfragmente, die irgendwo verstauben. In ihnen liegt eine ganz eigene Schönheit und all die großen Themen implizieren sie: Vergänglichkeit, Scheitern, Zeit, Frieden und natürlich den Tod. Ich wünsche diesem Textfragment alles Gute und euch, den Lesenden, natürlich auch.

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