Über: Frühlingswetter

Eine Übung in ästhetischer, hochhumoriger und gigageistiger Kritk

Frühlingswetter ist ein Thema, das die Gemüter seit Jahrtausenden erhitzt (oder abkühlt oder irgendwie unstet hinhält, es macht die Gemüter eigentlich eher unzufrieden, aber das dafür so richtig), daher soll an dieser Stelle ein abschließendes Urteil über das beste Wetter fürs Frühjahr gefällt werden. Wahrlich eine sehr einfache Aufgabe.

Zur Analyse des Phänomens: Den einen genügt der Sonnenstrahlgehalt am Beginn jedes sich unendlich wiederholenden Jahreszyklus nicht und sie verlangen – fast sekündlich, laut aufheulend – mehr davon, sie lechzen und platzieren ihr weißes Fleisch frivol in ihren Kleingärten, hoffend auf den erlösenden Kuss, unbarmherziger UV-Strahlung. Diese Menschengruppe vertritt zumeist die These, dass der Mensch nur glücklich werden kann, wenn er seine Gliedmaßen in die Abwärme eines gelben Zwerges halten kann, alles andere sei zwar nett, aber nicht mehr Wert als Maiswaffeln (dazu mehr beim nächsten Mal). Das ist natürlich Unsinn. Andere wiederum vertreten die Ansicht, man müsse die Sonne endlich verdunkeln, um die Herrschaft auf dem Planeten zu übernehmen. Vornehmlich denken das Toaster, Smartfridges und Apple-Watches. Wiederum andere respektieren die Sonne als sympathische und lebensspendende Kernfusionskugel und empfinden ihre Dankbarkeit lieber im abgedunkelten, möglichst dreifachverglasten Kämmerchen als sie direkt bratwurstesk unter Einstrahlung bruzzelnd zu zelebrieren und wählen damit natürlich den vernünftigsten Umgang mit dieser totalitären Sonnenangelegenheit – wieso klagen Querdenker eigentlich nicht von der Diktatur der Sonne, über ihre kalte (obwohl sie sehr „warm“ ist – lustig) Disziplin (sie scheint ja wirklich unaufhörlich), ihre Gier, in jede Ritze zu dringen (sogar durch die letzte Bastion der schlecht selbstmontierten Rollläden hindurch), ihre tödliche Verbrennungskraft (man betrachte meine Nase) und ihren Fascho-Kult, in dem alle gleichgeschaltet von ihr schwärmen und keine Götter (was ist denn zum Beispiel mit dem Mond?) oder alternativen Fakten neben ihr dulden (zum Beispiel, dass der Mensch aus einer Eishöhle gekrochen und Kälte sein eigentlicher Wachstumsgarant ist). Aber gut, was will man von dieser Bewegung auch erwarten?

Erwarten zumindest kann man vom Vernunftwesen Mensch, dass er endlich einsieht: das beste Frühlings(und eigentlich immer)wetter ist die leichte Bewölkung – nicht zu warm, nicht zu kalt; man wird weder geschüttelt noch geplättet; sie ist extrem vielfältig im gräulich sein (ja, es gibt einige Shades of Grey, die das Gemüt nicht nur sexuell erregen), man denke nur an die leicht-erhebende-Erinnerungen-aus-der-Vergangenheit-evozierende-frühe-Nachmittagsgräue oder die es-wird-Zeit-für-Kräuterquark-und-oder-schwarzen-Tee-oder-aber-natürlich-ein-halbes-Bier-Gräuniss – so viele Facetten hat das auf den ersten Blick trist wirkende Grau da oben eigentlich, wenn man sich mal reinzuspüren traut;  in der leichten Bewölkung fühlen sich auch Vögel wohl und Biber und Ringelnattern und Polarbären sowieso und überhaupt alles Lebende, denn es wird nicht durch Wärme und Sonnenbrände niedergedrückt; und letztlich schmecken Pommes auch besser, wenn es nicht so heiß ist.

Bleibt abschließend zu sagen: Die leichte Bewölkung ist der Knüller und für den Menschen das, was für ältere Menschen der Eierlikör ist – Treibstoff für die letzten Meter. 


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