Neulich, als ich beim Spazieren einen Biber vor dem Ertrinken rettete und im Anschluss über eine Bodenerhebung – beinah – stolperte, weil ich auf meinem digital Device den Literaturwettbewerb des Literaturhaus Zürich durchsuchte, stieß ich auf einen sehr guten, beeindruckenden Text von Simon Schmidt. Und ich empfehle diesen hiermit. Sehr.
Ein Satz aus der Geschichte, der hungrig macht: „Von Maisgelb in Bernstein stürzt die Sonne über den Äther.“
Zu finden hier: https://www.literaturhaus.ch/literaturhaus/textdesmonats/der-angriff-von-simon-schmidt
Was mir daran gefällt?
- Er handelt von Kindheitserinnerungen (Lagerbau) und rief auch bei mir Kindheitserinnerungen hervor – das Setting ist also bereits assoziativträchtig und daher attraktiv
- Die Sprache ist spannend! Es sind Formulierung zu finden, die man so sehr selten oder gar nicht findet. Beispiele für die sprachliche Brillianz:
- „Das Funkeln der Sonne wandert den Schaft entlang bis zum Ende. Es ist ein spitzes, nicht zu täuschendes Licht, mit dem Ärzte für gewöhnlich in die Pupillen ihrer Patienten leuchten.“
- „Die vier Gestalten preschen wie Granatensplitter durch das Dickicht. Sie sind uns nicht näher als zuvor, doch dass sie den Bach überwinden konnten, lässt mich erschaudern, denn ich habe diesem Ort eine Unantastbarkeit unterstellt, deren Ausbleiben mich in meinen Grundfesten erschüttert.“
- „Alte Eschen sind das, mit schwarzfauliger Rinde, wo das Grün der Blätter erst weit über unseren ausgestreckten Fingern beginnt.“
- Die prinzipielle sprachliche Mehrdeutigkeit sorgt ebenfalls für inhaltliche Spannung. Die Geschichte erzählt von einem Gewaltereignis und belässt offen – m.E. -, ob es tatsächlich geschehen ist. In den Formulierungen sollte man sich auch ein wenig verlaufen, zur Spaß-, Gefühls- und Eigengedankenfindung.
Bitte lesen! Es lohnt sich.